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Waffen in Amerika – spinnen die?

Das ist ein Beispiel dafür, wie ausgewogener, gut recherchierter Journalismus aussehen könnte. Die öffentlich-rechtlichen sind dazu anscheinend nicht in der Lage. Ein paar kleine Schwachstellen hat das Video, aber darüber kann man erst mal hinwegsehen.

Prädikat: Sehenswert!
So ein Thema in ca. 5 Minuten zu pressen ist schon eine Leistung. Da können sich unsere „Qualitäts-Journalisten“ noch eine ordentliche Scheibe von abschneiden.

Anmerkungen dazu:

  • Ein freier Mann trägt eine Waffe – das war schon bei den alten Griechen, Römern, Kelten und Germanen so. Sklaven durften keine Waffen haben. Gleiches gilt für Diktaturen. Die herrschende Klasse verfügt über Waffen – die Bürger nicht
  • Auch heute noch braucht man in vielen ländlichen Gegenden der USA eine Waffe. Mein Cousin z.B. muß gelegentlich morgens den Bären im Garten eins mit der Flinte und Gummischrot auf den Pelz brennen, damit er seine Töchter ungefährdet zum Auto bringen und in die Schule fahren kann. Amerika ist groß. Bis da mal die Polizei kommt, kann locker auch mal eine Stunde vergehen. Da muß man sich im Notfall selbst behelfen können. Auch das ist ein Grund für Waffenbesitz in den USA.
  • Ja, auch in den USA gibt es viele Waffenkritiker. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Zahl der Waffen und der Waffenbesitzer kontinuierlich (teils kräftig) ansteigt – im Gegenzug aber die Waffenkriminalität und die Kriminalität im allgemeinen sinken.
  • Es ist ziemlich schwierig die „deutschen Zustände“ mit den „amerikanischen Zuständen“ zu vergleichen. Anderes Land, andere Leute, andere Mentalität …
  • Von den vielen Kindern und Jugendlichen, die in den USA Opfer von Schußwaffen werden, geht ein erklecklicher Teil auf das Konto von Bandenkriegen des mehr oder weniger organisierten Verbrechens. Bei den Gangs ist es üblich, daß schon 10- oder 12-jährige als Mutprobe oder zum Aufnahmeritual ein Mitglied einer gegnerischen Gang umlegen müssen. Das macht auch einen recht großen Teil der Schußwaffenopfer aus: Gang-Wars zwischen verfeindeten Gruppen.
  • Auch in Deutschland gibt es recht viele illegale Waffen. Allerdings ist der Drang, diese auch einzusetzen, relativ gering. Wieder die Mentalität. Der durchschnittliche Deutsche ist so stark pazifiziert, daß er nicht mal ernsthaft an Selbstverteidigung denkt. Schutz erwartet er von der Polizei und vom Staat. Das ist in den USA größtenteils anders. Da heißt es: „Wenn Sekunden zählen, ist die Polizei meist nur Minuten entfernt“.

Fazit: Die USA haben definitiv ein Gewalt-Problem – kein Waffenproblem. Die Waffen sind nur ein Symptom.

Zwei Karten und eine große Fehlinterpretation

Bei Twitter kursiert eine Grafik, die belegen soll, daß deutsche Waffenexporte von 2014 zu den großen Flüchtlingsströmen 2015 geführt haben sollen. Zumindest lassen die beiden Grafiken den Eindruck entstehen.

  • Korrelation zweifelhaft
  • Kausalität nicht bewiesen
  • Rohdaten? Nicht vorhanden

Und sich dann drüber beschweren, wenn man von Leuten, die was von Recherche und Statistik verstehen, als Lügenpresse beschimpft wird? Das soll „Qualitätsjournalismus“ sein?

Ich verweise zudem immer wieder gerne auf den Artikel von Katja Triebel „Follow The Money“ das etlichen Organisationen, die solche „Informationen“ bereitstellen, ein schlechtes Zeugnis ausstellt.

stefanolix

Bei Twitter ist gerade dieser Tweet mit zwei Kartenausschnitten in den Trends. Der Tweet soll zeigen, dass Deutschlands Rüstungsexporte 2014 zu den Flüchtlingsströmen 2015 geführt haben sollen.

Erster Kritikpunkt: Es gibt für beide Karten keine Quelle. Es ist ja wohl das Mindeste, dass man seine Angaben belegt. Zweiter Kritikpunkt: Es gibt keine Zahlen zur Dimension der Flüchtlingsströme und zur Dimension der Waffenexporte.


Viele Kriegsflüchtlinge kommen aus dem Irak und aus Syrien. Sie werden ganz sicher nicht mit deutschen Waffen vertrieben. Die Assad-Diktatur hat 2014 keine Rüstungsexporte aus Deutschland bekommen und der »Islamische Staat« auch nicht. Die Kurden wurden mit Verteidigungswaffen gestützt, als sie die Yesiden und die Stadt Kobane verteidigt haben. Der irakische Staat hat Rüstungsgüter bekommen, um den IS zu bekämpfen.

Im Fall Algerien wurde 2014 offiziell die Ausfuhr einer Radpanzerfabrik genehmigt [Quelle: Rüstungsexportbericht der Bundesregierung, Bericht: Merkur]. Aufgrund dieser Genehmigung war das Volumen des Rüstungsexports nach…

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