Ethics from the Barrel of a Gun

Den Finger am Abzug einer Waffe – Es offenbart wer man ist. Leben oder Tod durch eine winzige Bewegung – die ultimative Entscheidung und der ultimative Preis für Fahrlässigkeit oder schlechte Entscheidungen.

Es ist eine Art von „Acid Test“, eine Initiation, zu wissen, daß man eine tödliche Kraft in der Hand hält. Alle Komplexität und Doppeldeutigkeiten einer moralischen Entscheidung werden heruntergebrochen auf eine einzige Aktion: Schießen oder nicht?

Wir fällen öfters „Leben oder Tod“-Entscheidungen als uns bewusst ist. Jede politische Entscheidung verringert die Wahl ob und wie tödliche Gewalt eingesetzt wird. Denn die Androhungen von Gewalt ist das was Politik und Gesetze zu mehr als einem Spiel machen – ein Spiel, aus dem man nicht aussteigen kann.

Die meisten unserer „Leben oder Tod“-Entscheidungen sind abstrakt. Ihre Kosten und Konsequenzen sind diffus und entfernt. Wir sind isoliert von den Kosten durch Schichten von, durch uns geschaffene Institutionen, die auf kontrollierte Gewalt spezialisiert sind. Das sind Polizei, Gefängnisse, Armeen und deren Gewalt wird gesteuert durch Gesetze und Gerichte. Die Lektionen dieser Entscheidungen betreffen uns selten direkt.

Keine unserer Handlungen verbindet jemals das moralische Gewicht einer „Leben-oder-Tod“-Entscheidung mit der konkreten Unmittelbarkeit eines Moments in dem wir bewusst mit einem Gegenstand umgehen, der töten kann. Deshalb sind die Lektionen, die man im Umgang mit Waffen macht, unbezahlbar. Erfahrungen die nicht nur lehrreich für den Intellekt sind, sondern das gesamte moralische und emotionale Empfinden, sowie die Erkenntnisfähigkeit verändern.

Die erste und wichtigste Erfahrung dieser Lektion ist: „Du bist für Deine Handlungen voll verantwortlich“!

Es ist Dein Finger am Abzug. Die ganzen Szenarien in Deinem Kopf, alle Emotionen in Deinem Herzen, alle Erfahrungen der Vergangenheit – mögen die Entscheidung beeinflussen, aber sie können nicht Deinen Finger bewegen. Alle Sozialisierungen, Rationalisierungen und Rechtfertigungen in der Welt, alle Anerkennung und Ablehnung Deiner Mitmenschen – nichts davon kann den Abzug durchziehen. Sie können verändern, wie man sich wegen seiner Entscheidung fühlt, aber nur Du kannst die Wahl treffen. Nur Du. Nur hier. Nur jetzt. Schießen, oder nicht?

Die zweite Erfahrung ist diese: „Erwarte nicht, daß Du deine Entscheidungen rückgängig machen kannst“.

Wenn man jemanden erschießt, dann ist derjenige tot. Das kann man nicht ungeschehen machen. Kein „probieren wir es nochmal von vorne“. Echte Entscheidungen sind so, man trifft sie, handelt und lebt damit – oder stirbt damit.

Die dritte Erfahrung ist: „Das Universum interessiert sich nicht für Motive“.

Wenn man seine Waffe unabsichtlich auslöst, während sie in eine unsichere Richtung zeigt, kann die Kugel genau so töten, als wenn sie auf den Punkt gezielt hätte. „Das wollte ich nicht“ wird andere vielleicht überzeugen, daß Du so etwas leichtsinniges wahrscheinlich nicht wieder machst, aber es wird eine Leiche nicht wieder zum Leben erwecken.

Das sind harte, aber notwendige Lektionen. Geäußert oder gedruckt auf Papier mögen diese Aussagen trivial oder offensichtlich erscheinen. Doch ethische Mündigkeit besteht zum Großteil nicht darin, etwas zu wissen, nicht auf intellektueller Ebene, sondern auf der Ebene von Emotionen, Erfahrungen und Reflexen. Nichts lehrt einen dieses Dinge besser als die wiederholte Konfrontation mit „Leben-oder-Tod“-Entscheidungen und dem schwerwiegenden Wissen um die Konsequenzen, wenn man versagt.

Wenn sich der plötzliche Tod nur Zentimeter von der eigenen Fingerspitze entfernt befindet, wird man viel vorsichtiger, handelt überlegter und wird sehr viel friedlicher im Herzen – weil man genau weiß, daß Menschen sterben wenn man gedankenlos ist, leichtsinnig handelt oder einer schlechten Laune erliegt.

Zu viele von uns glauben inzwischen, daß sie unfähig sind, diese Disziplin zu erlangen. Wir fallen dem kranken Gedanken zum Opfer, daß wir alle psychopathisch oder inkompetent unter unserer Haut sind. Uns wurde beigebracht, daß wir uns selbst nur in der Rolle des Verbrechers mit Waffen in der Hand vorstellen dürfen, verdammt unserer eigenen schlimmsten Natur zu unterliegen und einen geliebten Menschen in einem Moment der Unachtsamkeit oder Wut zu töten. Oder unsere Tage als umzingelter Amokläufer, der die Kugel des Scharfschützen erwartet, zu beenden.

Aber das entspricht nicht der Realität. So etwas zu glauben, bedeutet, die aktuellen Statistiken und Muster von Verbrechen zu ignorieren. „So gut wie nie“, schreibt der Kriminologe Don B. Kates, „sind Mörder die normalen, gesetzestreuen Bürger, gegen die die Waffengesetze und Verbote ausgesprochen werden. Mörder sind fast ausnahmslos extreme Gesetzesbrecher mit einer lebenslangen Historie von Verbrechen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Psychopathie, verzögerter Entwicklung und/oder irrationaler Gewalt gegen ihre Umgebung, wie auch anderen riskanten Verhaltensweisen“.

Wer glaubt, daß er unfähig sei Waffen zu besitzen, lebt deshalb in einem zersetzenden Zustand der Angst vor sich selbst – man bezichtigt sich selbst ständig der moralischen Feigheit und Unfähigkeit. Ein Zustand der weit entfernt von Selbstbewusstsein und Selbstachtung ist – von Selbsterkenntnis ganz zu schweigen.

Waffenbesitz ist eine Möglichkeit diesen Dämon zu exorzieren, und sich seine Würde, seinen Mut und sein Selbstvertrauen wieder zurückzuholen.

Das ist die letzte Lektion des Waffenbesitzes: Die richtige Wahl ist möglich und der gesunde Menschenverstand gewöhnlicher Männer und Frauen ist ausreichend um diese Wahl zu treffen.

Statt Angst vor Macht und Verantwortung zu haben, können wir wieder lernen, die absolute Verantwortung für unsere eigenen Handlungen zu akzeptieren. Wir können lernen (nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen), daß wir fähig sind uns richtig zu entscheiden.

Das können wir nicht nur – das müssen wir auch. Wenn wir uns selbst nicht zutrauen, die Verantwortung für unser denken und handeln zu übernehmen – wie sollen wir dann weitreichende Entscheidungen (mit allen Konsequenzen) treffen? Hilflos, ziellos, wehrlos – ohne Selbstvertrauen – so werden wir leichte Opfer der Umstände. Wir werden Opfer von Verbrechern, Politikern, Medien.

Wir haben uns längt den Schneid abkaufen lassen. Wir kämpfen nicht mehr für uns selbst (schon gar nicht für andere), sondern lassen uns von den Umständen rumschubsen.

Es ist Zeit unsere Selbstachtung und Menschenwürde wieder zu entdecken – auf die einzige mögliche Art: nämlich in der Feuerprobe der täglichen Entscheidungen – auch in der ultimativen Angelegenheit von Leben und Tod. Waffen sind nicht nur ein gutes Mittel gegen Verbrecher und Tyrannen, sondern eine Bestätigung für unser Selbstvertrauen, unsere Selbstachtung und unsere Disziplin.

Quelle: http://www.catb.org/esr/guns/gun-ethics.html

6 Kommentare zu „Ethics from the Barrel of a Gun“

  1. Tiefe Gedanken, über die sich die notorischen Vorurteilsträger, die, ach, so schnell „aus der Hüfte feuern”, wohl weder im klaren sind noch sein wollen.

    1. Wie Du in Deinem Blog schon schrubst – denken, nachdenken, weiter denken – das geht den Leuten leider ab. Statt dessen greift man zu ein paar plakativen Vorurteilen und der Keks ist gegessen. Dabei käme man mit ein bisschen nachdenken zu ganz anderen Ergebnissen.

      Aber denken ist ja so anstrengend, deshalb vermeiden es die Leute ganz gerne …

Hinterlasse einen Kommentar