Schlagwort-Archive: USA

Waffengesetze und ihre Auswirkungen

Eine Statistik ist viel anschaulicher, wenn sie sich als Grafik darstellen lässt. Hier ein hübsches Beispiel dafür:

usa_gun_control_prohibition

Wie man sieht, war die Waffenkriminalität im unregulierten Wilden Westen (der sehr wenig mit dem zu tun hatte, was wir aus Film und Fernsehen kennen) sehr niedrig.

Dann kamen Waffenkontrollgesetze, die von Gewerkschaften gefordert/unterstützt wurden und die Kriminalität stieg. Gerade dann als die Kriminalität kurz stagnierte wurde die Prohibition von Alkohol eingeführt und die Waffenkriminalität stieg weiter kräftig an.

Beim Ende der Prohibition fiel die Waffenkriminalität stark und sank dann kontinuierlich weiter ab um nach dem Attentat auf Kennedy wieder anzusteigen. Die Gründe sind vielfältig und vor allem im gesellschaftlichen und sozialen Bereich zu suchen. In dieser Zeit begann die Drogenkriminalität stark zuzunehmen. Die Verbrechersyndikate waren von Alkohol auf andere Drogen umgestiegen.

Als Mitte der 80er die ersten Bundesstaaten Waffenscheine eher arlaubten als verweigerten sankt in diesen Staaten die Waffenkriminalität – andere Staaten folgten dem Beispiel. Seit dieser Zeit sinkt die Waffenkriminalität kontinuierlich und befindet sich wieder auf dem Stand von vor 100 Jahren (und auch dem Stand von 1952).

Seit 2008, wo diese Statistik endet, sind die Zahlen weiter kontinuierlich gefallen – obwohl die Zahl der Waffen im Privatbesitz weiter stark angestiegen ist. Hier ein Vergleich:

Jahr Mio. Waffen Mordrate pro 100.000
1994 192 6,6
2009 310 3,6

Wer jetzt immer noch mit dem ausgelutschten und längst widerlegten Spruch „mehr Waffen = mehr Tote“ kommen will, der macht sich lächerlich. In Einzelfällen kann das vorkommen, aber das liegt nicht primär an den Waffen, sondern an sozialen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umständen.

… und ja, natürlich kann die Grafik irreführend sein, weil sie eben viele Faktoren, die zu Verbrechen unter Schußwaffenmißbrauch führen, nicht aufschlüsselt. Vor allem die Zunahme der Bevölkerung muß in die Rechnung mit einbezogen werden.

Die hohe Mordrate mit Schußwaffen in den USA ist nun mal größtenteils auf Bandenkriege, Schießereien unter Verbrechern und den „War against Drugs“ zurückzuführen. Die USA haben kein Waffenproblem, sie haben ein Gewaltproblem. Und dieses Problem hätten sie auch ohne Schußwaffen.

Hier ein paar weiterführende Informationen:

gunfacts.info – Waffen und Verbrechen

Waffengesetze, „Gun Control“ und die Realität

Immer wieder wird von Waffengegnern darauf hingewiesen, wie erfolgreich die australischen Waffengesetze gegen Mißbrauch und Verbrechen sind. Dabei gibt es einige Studien, die diese Behauptungen in Zweifel ziehen oder sogar mit Fakten widerlegen. Eine dieser Studien ist die von Samara McPhedran und Jeanine Baker:

Studie – Impact of Australian Gun Laws

Wie üblich werden Waffengegner die Studie in Zweifel ziehen, weil sie von Leuten gemacht wurde, die eher Pro-Gun eingestellt sind – statt die Daten und Fakten zu prüfen und anzuerkennen (oder sachlich mit entsprechenden Beweisen zu widerlegen).

Ähnliche Studien gibt es auch zu den drakonischen Waffengesetzen in Großbritannien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Viel zu häufig werden einfach Erfassung und statistische Methodik geändert um zu besseren Zahlen zu kommen. Das ist oft schwer nachzuweisen, weil es viel Zeit und Hartnäckigkeit bei der Recherche kostet. Aber früher oder später kommt man an die benötigten Daten. In dem Fall wurden sie vom Police Superintendent Colin Greenwood geliefert.

CROSS SECTIONAL STUDY OF THE RELATIONSHIP BETWEEN LEVELS OF GUN OWNERSHIP AND VIOLENT DEATHS

Folgende Studie für Kanada beschreibt ebenfalls, daß strenge Waffengesetze oder das – inzwischen eingestampfte – milliardenteure Waffenregistrierungssystem keine Auswirkungen auf Waffenkriminalität haben:

Do Triggers Pull Fingers – Gary Mauser

Auch zu den USA gibt es Studien, die man in der Schublade verschwinden liess, weil das Ergebnis dem kolportierten Narrativ nicht entsprach.

Folgende Studie wurde sogar von der Obama-Administration in Auftrag gegeben. Da sie nicht den Zweck erfüllte, die Argumente für die beabsichtigten, weitreichenden Waffenverbote zu liefern, wurde sie stillschweigend begraben.

Priorities for Research to Reduce the Threat of Firearm-Related Violence

All diese Studien werden von Waffengegnern gerne einfach vom Tisch gewischt, indem sie – ohne die Fakten überhaupt geprüft zu haben – die Autoren, die Methodik, die Rahmenbedingungen, die Daten und ihre Erhebung, pauschal als unseriös bezeichnen.

Das postfaktische Verhalten wird dann gerne mit anekdotischen „alternativen Fakten“ überspielt – etwas was man im gleichen Atemzug den Waffenbefürwortern vorwirft. Daß diese rhetorischen Tricks immer weniger ziehen, lässt die Waffengegner zu verzweifelten Tricks greifen, die dann schon peinlich und durchsichtig sind. Denn nichts darf das Narrativ der Waffengegner stören. Pure Ignoranz ersetzt die ernsthafte Beschäftigung mit den Fakten.

Dennoch … stetes Klopfen höhlt den Stein. Wenn man die Kommentarspalten in den  großen Medien (so noch vorhanden) durchliest, dann bemerkt man, daß sich die Wahrnehmung der weniger vorurteilsbeladenen Bürger wandelt. Und die diffusen Ängste bezüglich der „amerikanischen Zustände“ (die es so, wie die Medien sie uns präsentieren, gar nicht gibt) kann man prima mit den Gun Facts kontern. Alles auf dieser Projekt-Seite ist bestens mit offiziellen Studien und Statistiken belegt.

Gute Studien, die Europa betreffen findet man inzwischen ebenfalls auf den Seiten von Firearms United, der German Rifle Association und anderen EU-Waffenrechtsorganisationen (Gunlex, ROMB, etc.).

Edit: Eine Studie habe ich wieder rausgenommen, weil sie methodisch unbrauchbar ist. Danke an Peter für den Hinweis. 

US-Waffenrecht

In Amerika kriegt doch jeder eine Knarre„. Das ist die Standardbehauptung die man von deutschen Medien hört und die dann jeder nachplappert, ohne das nachzuprüfen. Ein Journalist von der Chicago Sun Times – ausgewiesener Waffengegner – wollte belegen, daß jeder Möchtegern-Terrorist sich in den USA mit Waffen eindecken kann. Also ging er in einen Waffenladen um eine Waffe, ein AR-15, zu kaufen. Allerdings weigerte sich der Händler dem Kolumnisten eine Waffe zu verkaufen, woraufhin dieser einen sehr subjektiven Kommentar schrieb, daß er die Waffe nicht bekam „weil er ein Medienvertreter“ und deshalb Vorurteilen ausgesetzt sei.

http://chicago.suntimes.com/news/steinberg-would-be-terrorists-can-buy-guns-but-a-reporter-no/

Tatsache ist, daß in den USA – wie in jedem zivilisierten Land – gewisse Personengruppen vom Waffenbesitz ausgeschlossen sind. Einige der Bedingungen lauten:

  • keine Verurteilungen
  • keine Ordnungswidrigkeiten
  • nicht gewalttätig
  • keine psychischen Probleme
  • keine Suchterkrankungen

Nachdem der Artikel in der Chicago Sun Times erschien, bekräftigte der Waffenhändler, daß er nichts gegen Journalisten habe, aber wenn der FBI-Background-Check, der bei jedem Waffenverkauf zwingend gemacht werden muß, ergibt, daß der Käufer a) wegen Alkoholmißbrauch und b) wegen häuslicher Gewalt gegen seine Frau bekannt ist, dann muß der Händler den Verkauf verweigern, sonst macht er sich strafbar.

Jeder Waffenkäufer in den USA muß durch diesen Background-Check und er muß ein Formular ausfüllen, in dem psychische Erkrankungen, physische Erkrankungen, Suchtprobleme und Vorstrafen aufgeführt werden müssen. Wer dieses Formular nicht wahrheitsgemäß ausfüllt, macht sich strafbar:

It’s a felony punishable by up to 10 years, and up to a 250,000 fine. There is also an Ammendment called the Latenburg Ammendment that states you are barred from possession of a firearm if you have a conviction of domestic violence, even a misdemeanor.

Ein Argument ist durchaus valide. Wie konnte jemand wie der Orlando-Shooter, trotz FBi-Überwachung Waffen kaufen? Mit ziemlicher Sicherheit ein Fehler auf Behördenseite. Denn ein Waffenhändler kann sich keine illegalen Aktionen leisten, wenn ihm seine Handels-Lizenz erhalten bleiben soll.

Einen interessanten Effekt hat das Orlando-Massaker. Die Waffenausbildung an den meisten US-Shootingranges ist förmlich ausgebucht von Mitgliedern der LGBT-Gemeinde. Schwule und Lesben bewaffnen sich.

Die Attentate und die Drohungen, die Waffengesetze zu verschärfen, treiben die Waffenverkäufe steil in die Höhe. Während gleichzeitig die Anzahl der Gewaltverbrechen in kräftig zurückgeht. Korrelation oder Kausalität?

http://www.breitbart.com/big-government/2016/07/12/1993-2014-gun-ownership-skyrockets-violent-crime-plummets/

Das ”Recht” des Stärkeren

Dieses ”Recht” war in der menschlichen Entwicklung Jahrhunderttausende ein Fakt und ist es immer noch. Nur, daß der Stärkere (heute häufig ”Die Mehrheit™“, die „moral majority“ oder sonstige Gruppierungen) sein Recht heute auf Basis von ”zivilisierten Gesetzen” durchsetzt. Das ”Recht des Stärkeren” funktioniert heutzutage mit Embargos, Knebelverträgen, und ja – immer noch mit Waffen. Nicht selten werden ethische, moralische, bzw. ”humanitäre” Gründe vorgeschoben, obwohl es fast immer um geostrategische und wirtschaftliche Themen geht.

Diese Diskrepanz zwischen geschriebenem Recht und der Realität fällt vielen Menschen kaum auf, aber sie spüren, daß da etwas nicht stimmt.

Ein schönes Beispiel ist Syrien. Zuerst wird das Land von westlicher Seite destabilisiert, indem man einigen Rebellengruppen Waffen liefert. Diese Rebellengruppen sind sehr inhomogen. Ein sehr kleiner Teil ist westlich-demokratisch ausgerichtet, größere Teile religiös-fanatisch. Obwohl sich beide Gruppen nicht riechen können, arbeiten sie zusammen, um einen verhassten Diktator (der bei den letzten, demokratischen, international überwachten und für korrekt befundenen, Wahlen immerhin 75% aller Stimmen bekam) zu stürzen.

Da sich der religiös-fanatische Teil sein eigenes Süppchen braut, kriegt dieser nun von den ehemaligen Sponsoren auf’s Dach. Allderdings nur so weit, daß die den Kopf unten halten und weiterhin gegen Assad kämpfen. Natürlich werden die ”moderaten Rebellen” weiterhin mit Waffen, Toyota-Pickups und anderer Ausrüstung beliefert und das Zeug landet – wie von intelligenten, vernünftigen Menschen vorausgesehen und inzwischen auch bewiesen – beim IS.

Der IS wird aber weiterhin (schaumgebremst – schließlich wollen die USA den Assad weg haben) von einer Koalition der Willigen unter der Ägide der USA bombardiert. Eine Koalition, die einen illegalen Krieg führt und unschuldige Menschen tötet. Eine Koalition, die keine rechtliche Legitimation hat. Weder von der UNO noch vom amtierenden Staatschef Assad. Ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht. Hier herrscht das Recht und der Wille des Stärkeren. Die USA bombardieren in Syrien, nicht weil sie es dürfen, sondern weil sie es können.  (Übrigens ein tolles Geschäft für die USA, deren Wirtschaft zu über 50% vom industriellen-militärischen Komplex und damit von Kriegsproduktion abhängt. Ohne Kriege wäre das Land längst pleite und unbedeutend. Ein Dritte-Welt-Land mit Atomwaffen).

Jetzt kommt ein weiterer Akteur mit ins Spiel. Russland mit Putin. (Noch so ein ”kriegslüsternes Monster”, wie unsere Medien schreiben). Aber hier gibt es einen Unterschied. Russland hat ein Mandat. Die Einladung und Erlaubnis des Landes und seines demokratisch gewählten Staatspräsidenten, Unterstützung zu leisten. Den USA ist natürlich nichts daran gelegen, daß ihnen da jemand in ihre Weltherrschaftssuppe spuckt.

Zuallererst kriegen die ”moderaten Rebellen” von den Russen auf den Deckel. Diejenigen, die mit US-Waffen und Material versorgt werden. Kriegsmaterial, das erwiesenermaßen in großen Mengen zum IS rüberwandert.

Die Medien spielen das Spiel fleißig mit. Dort wird Assad zu einem mörderischen Gewaltherrscher aufgebaut. Sicher, Syrien war nie eine Musterdemokratie – kein arabisches Land war das jemals oder wird das jemals sein. Assad hat sich im Kampf gegen die vom Westen und seinen totalitären arabischen Verbündeten finanzierten und ausgestatteten Rebellen zu einigen sehr hässlichen Aktionen hinreißen lassen. Aber Syrien war mal ein friedliches, modernes, zivilisiertes Land mit hohem Bildungsstand. Jedenfalls war es das, als ich im Jahr 2001 in Damaskus, Aleppo und Homs war.

Jetzt liegt dieses Land in Trümmern – und hauptsächlich deswegen weil die USA die geostrategischen Pläne ihrer kalten Krieger durchziehen. Wer das nicht glaubt, sollte sich die Vorträge von George Friedman, die Informationen von Stratfor oder die Bücher von Zbigniew Brzeziński ansehen oder lesen. Gerade letzterer war der Berater von fast allen US-Präsidenten seit Kennedy, mit immer noch enorm großem Einfluß. Sein 1981 erschienenes Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ ist eine Anleitung zur Weltherrschaft und wenn man das Buch liest, sieht man, daß die US dem dort entworfenen Plan weitgehend folgen. Auch der Artikel „How Jimmy Carter and I started the Mudjaheddin“ – die religiösen Freiheitskämpfer aus denen später die Taliban wurden. Selbst an der Ukraine-Krise hatten seine Ideen einen großen Anteil.

All die internationalen, nationalen Regeln und Gesetze – das Völkerrecht – werden ignoriert, wenn es den Mächtigen gefällt. Sowohl die Amerikaner, die Briten, die Franzosen, die Deutschen, die Türken, die arabischen Staaten, etc. … alle ignorieren das Völkerrecht, wenn es ihnen in den Kram passt. Sicher tun das auch die Russen – allerdings nicht in diesem Fall. Im Syrien-Konflikt sind die Russen, der Iran (und vielleicht auch bald China) die einzigen, die ein offizielles und völkerrechtlich wasserdichtes Mandat haben.

Die USA und ihre Adlaten (darunter fast alle Länder der EU) destabilisieren fremde Länder und hinterlassen verbrannte Erde. So gut wie alle „Demokratisierungsbestrebungen“ (Bombs for Democracy) endeten in Militärdiktaturen oder im anomischen Chaos – der Vorstufe zum Prädikat „Failed State“.

Vor Jahren bin ich für solche Aussagen als „Verschwörungstheoretiker“ beschimpft worden. Inzwischen sind diese Informationen offensichtlich, öffentlich und vielfach belegt.

Waffen in Amerika – spinnen die?

Das ist ein Beispiel dafür, wie ausgewogener, gut recherchierter Journalismus aussehen könnte. Die öffentlich-rechtlichen sind dazu anscheinend nicht in der Lage. Ein paar kleine Schwachstellen hat das Video, aber darüber kann man erst mal hinwegsehen.

Prädikat: Sehenswert!
So ein Thema in ca. 5 Minuten zu pressen ist schon eine Leistung. Da können sich unsere „Qualitäts-Journalisten“ noch eine ordentliche Scheibe von abschneiden.

Anmerkungen dazu:

  • Ein freier Mann trägt eine Waffe – das war schon bei den alten Griechen, Römern, Kelten und Germanen so. Sklaven durften keine Waffen haben. Gleiches gilt für Diktaturen. Die herrschende Klasse verfügt über Waffen – die Bürger nicht
  • Auch heute noch braucht man in vielen ländlichen Gegenden der USA eine Waffe. Mein Cousin z.B. muß gelegentlich morgens den Bären im Garten eins mit der Flinte und Gummischrot auf den Pelz brennen, damit er seine Töchter ungefährdet zum Auto bringen und in die Schule fahren kann. Amerika ist groß. Bis da mal die Polizei kommt, kann locker auch mal eine Stunde vergehen. Da muß man sich im Notfall selbst behelfen können. Auch das ist ein Grund für Waffenbesitz in den USA.
  • Ja, auch in den USA gibt es viele Waffenkritiker. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Zahl der Waffen und der Waffenbesitzer kontinuierlich (teils kräftig) ansteigt – im Gegenzug aber die Waffenkriminalität und die Kriminalität im allgemeinen sinken.
  • Es ist ziemlich schwierig die „deutschen Zustände“ mit den „amerikanischen Zuständen“ zu vergleichen. Anderes Land, andere Leute, andere Mentalität …
  • Von den vielen Kindern und Jugendlichen, die in den USA Opfer von Schußwaffen werden, geht ein erklecklicher Teil auf das Konto von Bandenkriegen des mehr oder weniger organisierten Verbrechens. Bei den Gangs ist es üblich, daß schon 10- oder 12-jährige als Mutprobe oder zum Aufnahmeritual ein Mitglied einer gegnerischen Gang umlegen müssen. Das macht auch einen recht großen Teil der Schußwaffenopfer aus: Gang-Wars zwischen verfeindeten Gruppen.
  • Auch in Deutschland gibt es recht viele illegale Waffen. Allerdings ist der Drang, diese auch einzusetzen, relativ gering. Wieder die Mentalität. Der durchschnittliche Deutsche ist so stark pazifiziert, daß er nicht mal ernsthaft an Selbstverteidigung denkt. Schutz erwartet er von der Polizei und vom Staat. Das ist in den USA größtenteils anders. Da heißt es: „Wenn Sekunden zählen, ist die Polizei meist nur Minuten entfernt“.

Fazit: Die USA haben definitiv ein Gewalt-Problem – kein Waffenproblem. Die Waffen sind nur ein Symptom.

Die FAZ und die Statistik

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat sich mal wieder zu einem populistischen Artikel hinreißen lassen. Sie vergleicht Todesopfer durch Schußwaffen und mit Opfern durch Terrorismus in den USA. Wieder werden die insgesamt 30.000 Schußwaffentoten der USA bemüht. Eingeschlossen in diese Zahl sind Suizide (60-65%) und Unfälle.

Kann mir jemand erklären, was für eine nützliche Erkenntnis man aus diesem konstruierten Vergleich ziehen kann? Denn schon die Todesursache durch Terroranschläge hat im Großen und Ganzen mit Schußwaffen nichts zu tun. Die meisten der Terroropfer kamen durch Bomben und durch den Einsturz zweier Hochhäuser um und nicht durch Schußwaffen. Da ist sogar der Vergleich Schußwaffenopfer – Verkehrsopfer wesentlich legitimer.

Groß kommentieren muß man das wohl nicht. Jeder, der sich ein bisschen mit dem Thema auskennt, weiß Bescheid:

http://www.faz.net/aktuell/politik/waffengewalt-in-amerika-die-ernuechternde-sprache-der-zahlen-13838146.html

Wieder mal ein Beitrag aus dem „Qualitätsjournalismus“ der ausschließlich Stimmungs- und Meinungsmache ist. Und dann beschweren sich die Medien, wenn man sie als Lügenpresse beschimpft …

Der „gesunde“ Menschenverstand

Deutsche Medien:
In den USA kann jeder Verbrecher eine Waffe im Laden oder auf einer „Gun Show“ kaufen und dann damit Verbrechen verüben.

Realität:
Alle 50 US-Staaten haben Restriktionen beim Waffenkauf. Besonders bezüglich bekannten Gewalttätern und Kriminellen. Auch in den USA sind Kriminelle vom Waffenbesitz ausgeschlossen.

Das ist in den USA „common sense“ – zumindest bei denen, die sich ein bisschen über das Thema informiert haben. Jetzt erst kommt eine Studie, die eine offensichtliche und lange bekannte Tatsache auch wissenschaftlich belegt.

http://www.breitbart.com/big-government/2015/08/30/study-chicago-criminals-avoid-gun-shows-internet-sales-buy-guns-on-street/

Es läuft auch in den USA so, wie überall auf der Welt – zumindest in den zivilisierten Ländern dieser Welt. Ein Verbrecher kriegt keine Schußwaffe. Punkt. Daß Verbrecher trotzdem Schußwaffen haben, liegt am Schwarzmarkt und der ist sowohl in den USA als auch in Europa bestens bestückt.

Was die USA von Europa unterscheidet, ist, daß die Gang-Culture dort nicht nur illegale Waffen besitzt, sondern auch häufig benutzt. In Europa sitzt auch bei den meisten Verbrechern der Zeigefinger nicht so locker, wie in den USA. Die Gründe dafür sind vielfältig und die ließen sich auch leicht recherchieren. Leider tun das unsere Medien eher selten und bedienen auf oberflächliche Weise nur die allgemeinen Vorurteile, die keine reale Grundlage haben.

Download der Studie:
276724037-Preventive-Medicine-University-of-Chicago-gun-study-August-2015

Die amerikanischen Zustände

more gun laws stop criminalsIn unseren Medien werden immer die grässlichen „amerikanischen Zustände“ beschworen – nicht nur, aber vor allem, wenn es um Waffen geht.

Nun haben die USA zwar ihr 2nd Amendmend[1], das jedem Bürger zugesteht, Waffen zu besitzen und zu tragen – in der Praxis sieht das allerdings ganz anders aus. Jeder Staat in den USA hat ein eigenes Waffengesetz. Damit gibt es 50 unterschiedliche Waffengesetze[2]. Tatsächlich aber kann jede Stadt und jeder Verwaltungsbezirk eigene Regelungen erlassen. Aktuell gibt es rund 20.000 Waffengesetze in den USA, die von ausgesprochen lax bis zu Totalverbot reichen.

Auch in den USA gibt es viele Gruppierungen  wie Bloomberg[3] oder die Brady Campaign[4], die das Waffenrecht stark einschränken wollen. Sie berufen sich dabei auf die ausufernde Gewalt- und Waffenkriminalität. Dazu führen sie eine Liste mit den Staaten in denen ein strenges Waffengesetz herrscht und bezeichnen diese als „sichere Staaten“ weil nach deren Ansicht ein strenges Waffengesetz zu weniger Gewalt führt. Ein US-Youtuber hat sich diese Listen genauer angesehen:

Wie man sieht, haben die Daten der Waffengegner nur sehr wenig mit den tatsächlichen, offiziellen statistischen Zahlen zu tun. Gleiches kann man in Deutschland/Europa beobachten, wo Waffengegner mit plausibel aussehenden, aber verdrehten oder falschen Statistiken versuchen, ihre Behauptungen zu belegen.

Wenn schon ganz gewöhnliche Bürger anhand der öffentlich herausgegebenen Zahlen die Lügen von der Realität trennen können – was könnten da erst Journalisten herausfinden, wenn sie vorurteilslos an das Thema herangehen würden. Über zwei Drittel unserer Journalisten haben allerdings ein rot-grünes Weltbild – ein Weltbild, das kategorisch (aber unüberprüft) behauptet, daß mehr Waffen zu mehr Waffengewalt führen. Etwas, was der Journalist Wolf Wiedmann-Schmidt letztes Jahr mit einem datenjournalistischen Artikel[6] in der Zeit zu belegen versuchte, wobei seine eigenen Zahlen ihn Lügen straften und er, in der höchst unterhaltsam zu lesenden Kommentarsektion des Artikels, verdienterweise eins auf den Deckel bekam.

Links:
[1] 2nd Amendmend – Wikipedia
[2] 50 unterschiedliche Waffengesetze in den USA – Wikipedia
[3] Bloomberg’s Anti-Waffenwerbung belegt unabsichtlich das Gegenteil
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Brady_Campaign
[5] Bloomberg steckt $50 Millionen in Anti-Waffen Kampagne
[6] Waffenland Deutschland – ZEIT
[7] http://volkert.caliber-corner.de/2013/09/20/amerikanische-verhaltnisse/
[8] http://volkert.caliber-corner.de/2013/04/06/eine-einfache-gleichung-teil-iii-die-amerikanischen-verhaltnisse/

Provokateure in Flecktarn

… titelt die „Süddeutsche Zeitung“.

http://www.sueddeutsche.de/politik/usa-provokateure-in-flecktarn-1.2605510

Der Bericht ist wieder mal eine Glanzleistung des deutschen Qualitätsjournalismus (für die Leute, deren Ironiedetektor genau so kaputt ist wie meiner – das war Ironie!)

Wer sich mit den „amerikanischen Zuständen“ ein bisschen auskennt, der weiß, daß diese „obskuren“ Milizionäre nur ihre verfassungsgemäßen Rechte und Pflichten wahrnehmen und, daß sie vor allem die Verfassung der USA ganz besonders ernst nehmen. (Wir würden radikale Grundrechts-Schützer dazu sagen).

Die Oathkeepers sind ausschließlich Polizisten, Soldaten, Feuerwehrleute, Veteranen und andere Menschen, die im Staatsdienst einen Eid auf die Verfassung abgelegt haben und sich im Privatleben und im Dienst streng daran halten. Man kann sich kaum gesetzestreuere Menschen vorstellen. Nazis und Rassisten wird man in den Reihen der Oathkeepers eher nicht finden, dafür aber tatsächlich gelegentlich auch „Persons of Color“. Also Mitglieder von ethnischen Minderheiten. Der größte Anteil der US-Bevölkerung ist „weiß“, deshalb spieglt sich das Verhältnis auch in der Mitgliedschaft der Oathkeepers wieder.

Dem US-Staatsapparat und den Behörden sind die Oathkeepers deswegen suspekt, weil diese ein Auge auf die Aktionen des Staates und seiner Organe haben und alle Verstöße gegen die Verfassung und bürgerlichen Grundrechte (wovon es eine erkleckliche Menge gibt) beobachten und dokumentieren.

In den USA ist der Bürger der Staat, der Souverän – so wie es bei uns auch sein sollte. Das äußert sich z.B. darin, daß es der Bürgerschaft jederzeit möglich ist, einen unfähigen, dummen oder korrupten Politiker durch Votum aus dem Amt zu entfernen (etwas was ich mir für Deutschland sehr wünschen würde). Jeder Bundesstaat ist von Washington unabhängig (ähnlich wie die Staaten der EU) und hat eine eigene Miliz (die National Guard). Trotzdem gilt dazu das 2nd Amendment, das jedem Bürger erlaubt eine Waffe zu besitzen und zu tragen – etwas, was von staatlicher Seite heftig bekämpft wird. Dazu gibt es ein schönes Video, in dem erklärt wird, wie die Gründerväter es verstanden haben. Das geht auch eindeutig aus den Kommentaren zur Constitution hervor.

Jetzt regen sich die – mit dem US-Recht nicht vertrauten – deutschen Kommentatoren auf, wie sich Privatleute und irreguläre Milizionäre anmaßen können, auf der Straße offen Waffen zu tragen. Da hilft z.B. das Waffengesetz von Missouri weiter: https://en.wikipedia.org/wiki/Gun_laws_in_Missouri

Der entsetzte Deutsche kann daraus lesen, daß in Missouri die Behörden keinerlei Registrierungszwang wie in Deutschland kennen, daß Waffen dort von jedem unbescholtenen, volljährigen Bürger (schwarz, weiß, gelb, lila) gekauft und besessen werden dürfen – übrigens, ohne den FBI Background Check geht in den USA sowieso wenig. Und, daß Waffen offen getragen werden dürfen. Missouri ist einer der wenigen US-Bundesstaaten in denen es keine Restriktionen bezüglich vollautomatischer Waffen in Bürgerhand gibt. Es existiert sogar eine Regelung, die es an Waffen ausgebildeten Lehrern erlaubt, ihre Waffen in der Schule zu tragen, was, meiner unbescheidenen Meinung nach, einen potenziellen Amokläufer dazu bringen wird, sich ein leichteres Ziel zu suchen.

Was die Oathkeepers machen und was nicht in dem Artikel steht:

Sie schützen nicht etwa exklusiv die Viertel der Weißen, sondern sie schützen die Häuser und Geschäfte aller Bürger in Ferguson – egal ob die Besitzer schwarz oder weiß sind. Die Inhaber der kleinen Geschäfte – meistens Schwarze – finden jedenfalls die Professionalität und die Verfassungstreue der Milizionäre  sehr gut.

Auch spielen sie sich nicht als privater, elitärer Sicherheitsdienst für eine wohlhabende Minderheit auf, sondern sie schützen die Interessen und das Eigentum von Bürgern gegen Personen, die sich einen Spaß draus machen, zu brandschatzen und zu plündern um ihre Empörung gegenüber einer als repressiv empfundenen Staatsmacht auszudrücken. Die Empörung ist echt und durchaus gerechtfertigt – die Gewalt, ausgeübt gegen (nicht selten auch schwarze) Nachbaren ist es nicht.

Die Oathkeepers haben angeblich ein seltsames „Staatsverständnis“
Nach deutschen, obrigkeitshörigen, Kriterien mag das absolut zutreffen. Die Gründerväter der USA und Autoren der Verfassung waren der Meinung, daß man jeder Regierung genau auf die Finger sehen müsste, da man immer davon ausgehen kann, daß eine Regierung früher oder später korrupt und machtlüstern werden würde. Wer sich die Außenpolitik der USA ansieht, der wird dem nicht widersprechen können. Die Oathkeepers sehen sich als Grundrechtsbewahrer im eigenen Land und das zeigt auch die Liste mit den 10 Befehlen, die ein Mitglied der Oathkeepers als unkonstitutionell ansieht und nicht ausführen wird – auch wenn sie von einem Vorgesetzten kommt.

Den Oathkeepers gehen die permanenten Übergriffe und Gesetzesverstöße der US-Behörden gegenüber den Bürgern auf die Senkel. Vor allem der Mißbrauch der Privilegien, die das Machtmonopol mit sich bringt, ist in den USA offenkundig. Die Polizei (und die Gesetze) dürfen nicht gegen die Verfassung verstoßen – tun es aber, nicht selten auf Weisung von „oben“, viel zu oft. Wie bei uns sind Soldaten und Polizisten „Staatsbürger in Uniform“. Eigentlich wird selberdenken verlangt, trotzdem wird häufig ohne Nachdenken auf den Einsatzbefehl reagiert, statt erst darüber nachgedacht, ob der Befehl legitim und mit den geltenden Gesetzen im Einklang ist.

Um sich eine eigene Meinung zu bilden, sollte man sich unbedingt unterschiedliche Quellen mit unterschiedlichen Standpunkten zu Gemüte führen. Nur so kann man wirklich beurteilen, ob das, was man von den meist staatshörigen Mainstream-Medien vorgesetzt bekommt, wirklich wahr ist. Auch das, was hier verlinkt ist, könnte PR und Meinungsmache sein. Trotzdem sollte man sich die andere Seite anhören:

Oath Keepers In Ferguson The truth behind the lies

Wie auch bei uns sind die Medien und Journalisten weitgehend eher „links“ eingestellt (in Deutschland hat die Mehrzahl aller Journalisten eine rot-grüne Einstellung, was sich auch in der Tendenz der Medien niederschlägt). Entsprechend gefärbt sind die Ansichten und Meinungen. Die Oathkeepers werden gerne in die rechte Ecke gestellt, weil vielen Journalisten das Konzept der „Freiheit“ ziemlich fremd ist.

Weitere Quellen:

http://www.americanthinker.com/articles/2010/08/the_oath_keeper_villain_or_val.html

http://www.policemag.com/channel/patrol/articles/2013/04/who-are-the-oath-keepers.aspx

http://bearingarms.com/the-truth-about-the-oath-keepers/

Witness The 2nd Amendment In Action On The Streets Of Riot Plagued Ferguson. (Ja, ich weiß – Alex Jones. Aber Journalismus gemischt mit Aktivismus ist bei uns inzwischen genau so häufig. Daran müssen wir uns wohl gewöhnen und lernen zwischen den Zeilen zu lesen.)

 

Seriöser Journalismus

Bei der Welt gibt es wahrhaftig einen Artikel, der die tatsächlichen „amerikanischen Zustände“ sachlich und faktenorientiert beschreibt. Sauber recherchiert, wie man das von einem guten Journalisten erwarten darf.

http://www.welt.de/vermischtes/article143346240/Immer-mehr-Waffen-immer-weniger-Morde.html

Warum es nicht mehr solcher Artikel gibt? Jeder der sich mit dem Komplex Waffen-Waffenbesitz-Waffenrecht (und evtl. anderen kontroversen Themen) ein bisschen auskennt, weiß um die Faktoren, die zu verdrehter und falscher Berichterstattung führen:

  • persönliche Ängste
  • Vorurteile
  • unzureichende Informationen
  • ideologische Verblendung
  • Kontrollbestrebungen
  • Druck durch Redaktions- oder Verlagsvorgaben
  • eigene politische/ideologische Vorprägung
  • Konformitätszwang

Schön, daß es doch immer wieder echte Journalisten gibt, die es schaffen, ordentliche Recherche zu betreiben und saubere Ergebnisse abzuliefern. In diesem Falle gilt meine Hochachtung Herrn Ansgar Graw von der WELT.

So sieht Qualitätsjournalismus aus. (Wegen kleinerer Ungenauigkeiten im Originalartikel mache ich jetzt keinen Aufstand. Die wirklich wichtigen Fakten stimmen und sind nachprüfbar. Das ist das, was zählt).