Moralische Panik

https://de.wikipedia.org/wiki/Moralische_Panik

Hochinteressanter Artikel, mit dem sich die emotionalen Reaktionen nach einem Verbrechen, das mit einer legalen Waffe begangen wurde, erklären lassen.

Moralische Panik entsteht, wenn eine Bevölkerungsgruppe Angst davor hat, daß sich ihre eigene Lebens- oder Gesellschaftsform und vor allem ihre Moralvorstellungen durch Neuerungen verändern könnte. Daraus entstehen dann (im Wortsinne) Hexenjagden.

Die von der moralischen Panik Betroffenen sehen im Allgmeinen ihre persönlichen Glaubenssätze in Gefahr. Im Falle der Waffengegner ist es oft der „Pazifismus“ und die „öffentliche Ordnung“, im Falle der „Ausländerfeinde“ deren Bild von geordneten, homogenen Gesellschaftsformen (was in Teilbereichen nicht ganz falsch, aber einseitig ist), im Falle der Extremfeministen und Genderisten deren Scheinwelt aus längst widerlegten, aber teilweise schon institutionalisierten Postulaten, usw, etc. pp.

Daraus entwickeln sich dann, gelegentlich auch gewalttätige, Proteste um den Status Quo beizubehalten – egal, wie dysfunktional die aktuellen Zustände sind. Das „bekannte Übel“ ist eben leichter zu ertragen oder zu ignorieren als das „unbekannte Übel“, das nicht selten emotional überhöht und extrem dramatisch dargestellt wird.

Weil’s so schön ist, hier ein längeres Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:

Merkmale

Ein zentrales Merkmal besteht in der als Spiraleffekt[1] bezeichneten Verlaufsform einer moralischen Panik. Dieser Spiraleffekt zieht sich folgendermaßen hin: Zunächst entstehen Befürchtungen über das Verhalten einer sozialen Gruppe oder Klasse, welche von Teilen der Bevölkerung als Bedrohung der gesellschaftlichen Werte und der moralischen Ordnung eingeordnet wird. Diese Bedrohung wird daraufhin in einer sensationslüsternen Berichterstattung von den Medien rezipiert und unterstützt dadurch das Ausmaß und die Intensität der gesellschaftlichen Befürchtung. An diesem Punkt folgt eine Reaktion von Autoritäten oder einflussreichen Meinungsmachern, welche zur Unterbindung des Verhaltens aufrufen.[1]

Die Soziologen Erich Goode und Nachman Ben-Yehuda arbeiten in ihrem Buch Moral Panics: The social construction of deviance fünf signifikante Merkmale heraus, welche einer moralischen Panik inhärent sind.[9]

Besorgnis

Innerhalb der Gesellschaft entstehen Befürchtungen über das spezifische Verhalten einer Gruppe. Dieses wird von den einzelnen Gesellschaftsmitgliedern als abweichend und bedrohlich empfunden. Die Befürchtungen kommen in Form öffentlicher Umfragen, Medienkommentaren, Gesetzgebungen oder sozialen Bewegungenzum Ausdruck.[9]

Feindseligkeit

Es liegt eine kollektiv geteilte Feindseligkeit gegenüber der als Bedrohungen und als grundsätzlich bösartig empfundenen, gesellschaftlichen Gruppe oder Klasse vor. Dabei entsteht eine Abgrenzung zwischen „uns“ und „denen“, welche durch die Bildung von Stereotypen verstärkt wird. Diese Stereotypenbildung weist in ihrer Struktur Ähnlichkeiten zu der Bildung von Stereotypen auf, welche im Rahmen von Verdächtigungen gegenüber Kriminellen durch die Polizei verwendet werden.[9]

Übereinstimmung

Da Gefahr eine subjektiv wahrgenommene Größe darstellt, kann es keine klare Definition darüber geben, wann deren Ausmaß grundlegende, moralische Werte ernsthaft bedroht. Zu welchem Zeitpunkt von einer Gefahrensituation gesprochen werden kann, ist relativ. Demzufolge gilt für das Auftreten einer moralischen Panik, dass ein substantieller Teil der Bevölkerung Besorgnis über das Verhalten einer gesellschaftlichen Gruppe zeigt und diese Sorge von spezifischen Akteuren[10] zum Ausdruck gebracht wird.[9]

Disproportionalität

Disproportionalität beschreibt die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem in der Gesellschaft subjektiv wahrgenommenen und dem objektiven Ausmaß der Gefahr. Der Aspekt der Disproportionalität ist umstritten, da es sich hierbei um eine Größe handelt, die praktisch nicht messbar ist. Kritiker, vor allem Vertreter des Sozialkonstruktivismus[11] gehen davon aus, dass Disproportionalität sozial konstruiert ist und objektiv gesehen eine leere Hülle darstellt.[9] Die empirische Validität ist folglich fragwürdig. Yehuda und Goode zufolge kann ein gewisses Ausmaß an Disproportionalität allerdings mittels einer Gegenüberstellung von empirischem Datenmaterial und den im öffentlichen Diskurs geführten Aussagen festgestellt werden.

Ausmaß

Das Ausmaß einer moralischen Panik ist temporär begrenzt und von schwankender Intensität gekennzeichnet. Die dabei aufkommende extreme Feindseligkeit von Bevölkerungsteilen gegenüber sozialen Gruppen hält nur über einen begrenzten Zeitraum an. Oftmals bricht eine moralische Panik eruptiv aus und kann anschließend wieder zügig verschwinden oder, nachdem sie ihren Lauf genommen hat, institutionalisiert werden. In Zeiträumen, bei denen die Besorgnis anhält, können Phasen moralischer Panik hintereinander auftreten.[9] Anhand der Charakteristika Dauer und Schwankungen kann eine moralische Panik von anderen, öffentlichen Befürchtungen über mögliche Gefahren unterschieden werden.[9]

Der englische Wikipedia-Artikel glänzt noch durch ein paar hübsche, plakative Beispiele: https://en.wikipedia.org/wiki/Moral_panic

6 Kommentare zu „Moralische Panik“

  1. Das ist jetzt nicht punktgenau auf den Kern des Artikels, aber ich möchte folgendes bemerken zu:

    „…Im Falle der Waffengegner ist es oft der “Pazifismus” und die “öffentliche Ordnung”,..“

    Ich hatte es bei meiner Arbeit in Kambodscha mit hysterischen und karrieremäßigen Waffengegnern, der NGO-Sorte zu tun. Dabei stellte ich fest, das dieser Pazifismus meist Vorwand war, um e i g e n e Schwächen und Ängste zu verdecken. Ihr Hass galt/gilt Menschen, welche die Impertinenz der Selbstverantwortung und Selbstvertrauen besitzen. Denn diese Leute wollen/brauchen keinen staatlichen Schutz und machen sich unabhängig von Bevormundung – also das genaue Gegenteil staatlicher Konzepte der Einflussnahme (und Machtnahme) durch seine angebliche „Fürsorgepflicht“, was ja auch den NGOs die täglichen Brötschen und Privilegien beschehrt.

    Mir fiel außerdem auf, dass gerade die Personen und Organisationen, die grundsätzlich sämtliche Formen der Selbstverteidigung als private „Selbstjustiz“ anprangern, diejenigen sind, die ständig mehr und besseren Schutz forderten und sich ständig über die security situation bei der Regierung beschwerten und die öffentlichen Organe für ihre eigene Sicherheit überlasteten.

    Japan war führend im „Kampf gegen privaten Waffenbesitz“ und trieb sämtliche Schußwaffen über Nacht in den Untergrund. Auf den wenigen noch verbliebenen Schießplätzen (alles Militär), sind gerade die Japaner die eifrigsten Kunden, feuern, spielen, albern und lassen sich in idiotischen Posen fotografieren. Sie kommen an mit ihren UNDAP Dienstwagen, mit anti-gun stickern auf den Scheiben, nach ihrem „pornografischen“ Treiben verziehen sie sich wieder in ihre heuchlerische, von den Steuerzahlern subventionierten Schwachsinn.

    1. Das ist natürlich ein Faktor den man berücksichtigen muß. Zu den unterschiedlichen Typen von Waffengegnern habe ich hier eine Liste:

      Die unterschiedlichen Typen von Waffengegnern und wie man sie dazu bringt ihre Meinung zu ändern

      Die Bigotterie kenne ich hier auch. Sich selbst und Andere völlig wehrlos machen, aber auf den „allmächtigen Staat“ (als Elternersatz) bauen und laut plärren, wenn es mal keinen Rundumschutz und keine Rundumversorgung gibt. Wer sich so tief in sein rosarotes Privatuniversum verkrochen hat, der wird wahrscheinlich erst durch die Zombie-Apokalypse geweckt … und gleich gefressen …

      Das sind Leute, die geistig aus der Kindergarten-Phase nie wirklich rausgekommen sind. Das ist dieser galoppierende Infantilismus, der auf ScienceFiles so treffend dargestellt wird.

      Zeit der Kindsköpfe

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